Spaceballs

Spaceballs

26.07.2023 18:21

Hier präsentiere ich mal wieder einen Artikel, denn ich für das Corona Magazin über Mel Brooks kultige Star Wars Parodie "Spaceballs" verfasst habe. Viel Spaß beim lesen!


Möge der Saft mit dir sein.

Filmfreunden, die mit dem Science-Fiction Genre so gar nichts anfangen können, kommen die „Star Wars“ Filme sicherlich reichlich albern und absurd vor: Da gibt es eine Weltraumprinzessin mit höchst eigenwilliger Frisur, einen Bösewicht, der die Fähigkeit besitzt seine Gegner zu töten ohne sie zu berühren, einen grünhäutigen Gnom mit abstehenden Ohren, der unentwegt etwas von einer ominösen Macht faselt – und sich dabei einer sehr speziellen Grammatik bedient – und mittendrin der heutige Superstar Harrison Ford, der eine Rostlaube von Raumschiff mit einer Art Riesenaffen als Copiloten durch den Studioweltraum steuert – das Universum des George Lucas steckt voller solcher Absonderlichkeiten und so mancher Cineast wird sich wohl die Frage gestellt haben ob das alles überhaupt ernst gemeint ist.
Diese Frage ist im Grunde gar nicht so leicht zu beantworten: Lucas hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich mit seiner Saga vor den billigen Science-Fiction Serials der dreißiger und vierziger Jahre verbeugen wollte, die definitiv niemand jemals wirklich ernst nahm. Aber nichtsdestotrotz huldigen die vielen Millionen eingefleischten Fans auf der ganzen Welt die „Star Wars“ Trilogie als eine der größten Filmereignisse des 20. Jahrhunderts. Manche von ihnen nehmen die drei Filme so ernst, dass sie ihre grotesken Elemente gar nicht mehr wahrnehmen.

Hundemenschen und Weltraumpuzen

Doch zehn Jahre nach der Weltpremiere von Lucas Space-Opera inszenierte der legendäre Komiker Mel Brooks eine ebenso alberne wie rotzfreche Satire, die eben dieses Groteske umso deutlicher offenlegte: Mit „Spaceballs“ nahm Brooks genüsslich all die bekannten Figuren und Begebenheiten der Saga auf die Schippe und hat damit selbst einen kleinen Kultklassiker geschaffen.
Gleich in der ersten Szene sehen wir einen nicht enden wollenden Raumkreuzer, die Spaceball One, langsam über die Leinwand gleiten. Die absurde Größe des Schiffes ist unschwer als Satire auf die „höher-schneller-weiter“ Ideologie des Blockbusterkinos zu verstehen, in der es darum geht den Zuschauer mit immer spektakuläreren visuellen Attraktionen zum staunen zu bringen. Diese – bei Fans besonders beliebte – Eröffnungsszene ist jedoch nur ein Vorgeschmack auf das, was den Zuschauer noch erwartet:
Die Bewohner des Planeten Spaceball haben ein ernstes Problem: Ihnen geht im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus, weswegen ihr Oberhaupt, Präsident Skroop (gespielt von Meister Mel Brooks persönlich) den Plan ausheckt Prinzessin Vespa vom Planeten Druidia zu entführen und von deren Vater, König Roland, den Zahlencode des Schutzschildes zu erpressen, welcher die Atmosphäre des Planeten schützt. Mit dieser heiklen Aufgabe beauftragt er seine beiden besten Männer, Colonel Sandfurz und Lord Helmchen. Nachdem die holde Prinzessin vor der Hochzeit mit dem nichtsnutzigen Prinzen Valium geflohen ist – immer begleitet von ihrer treuen Droidenzofe Dottie Matrix – nutzen sie die Gelegenheit zum Angriff. Im letzten Augenblick werden sie vom Weltraumhaudegen Lone Starr und dessen Möter Waldi (halb Mensch,halb Köter) gerettet. Mit ihrem fliegenden Wohnmobil fliehen sie vor der Spaceball One, die ihnen mit wahnsinniger Geschwindigkeit auf den Fersen ist. Es gelingt ihnen auf einem Wüstenplaneten notzulanden und beim dort lebenden, ebenso weisen wie kleinwüchsigen Merchandisinghändler Yogurth (ebenfalls gespielt von Brooks) Unterschlupf zu finden. Dieser weist Lone Starr in das Geheimnis des Saftes ein, einer übernatürlichen Gabe, die jeder, der einen speziellen goldenen Ring trägt nutzen kann.
Aber durch einen fiesen Trick gelingt es Lord Helmchen doch noch Prinzessin Vespa in seine Gewalt zu bringen. Dadurch kann er schließlich König Roland dazu zwingen ihn den begehrten Zahlencode zu geben. Die Spaceball One verwandelt sich daraufhin in eine riesige Weltraumpuze, welche die komplette Atmosphäre von Druidia aufsaugen soll. Nun ist es an Lone Starr und Waldi die Prinzessin zu befreien und die Bewohner ihres Heimatplaneten vor dem Erstickungstod zu retten.

Kommerz im Kosmos

Zu den Besonderheiten von Brooks ultimativer Verhohnepiepelung des SF-Genres gehört die Tatsache, dass der Film sowohl für dessen Fans als auch für Hasser ein königliches Vergnügen darstellt. Für Freunde des hemmungslosen Schwachsinns bietet „Spaceballs“ eine breites Spektrum an unvergesslichen Gags und Sprüchen, welche inzwischen auch in die Alltagssprache Eingang gefunden haben.
Es ist kaum möglich alle Anspielungen auf moderne Science-Fiction Filme aufzuzählen, die Mel Brooks aufgefahren hat. Abgesehen von „Star Wars“ macht er auch vor „Star Trek“, „Planet der Affen“, „Alien“ und „2001 – Odyssee im Weltraum“ nicht Halt. Doch zeigt die Parodie trotz allem eine tiefe Sympathie für ihren Gegenstand. Brooks macht sich nie auf Kosten der Fans lustig, in dem er das von ihnen geliebte Genre einfach nur ins Lächerliche zieht. Er überzeichnet einfach nur die typischen Zutaten des Science-Fiction Kinos, in dem er – wie es sich für eine wirklich gute Komödie gehört – seine Geschichte so erzählt, als sei das alles todernst gemeint, genau wie es anno ´77 George Lucas mit seiner Verbeugung vor dem fast schon vergessene Abenteuerkino der Vorkriegszeit tat.
Nun ist es für jemanden der „Spaceballs“ zuerst gesehen hat natürlich nicht mehr ganz leicht die „Star Wars“ Trilogie danach noch einigermaßen ernst zu nehmen. Man kommt nicht drumherum unwillkürlich an Lord Helmchen zu denken wenn Darth Vader zu Beginn von Episode IV seinen ersten Auftritt hat und erwartet förmlich, dass der imperiale Oberfinsterling sein Visier hoch klappt und ein bebrilltes Nerdgesicht zum Vorschein kommt. Es besteht keinen Zweifel: Die unvergesslichen Figuren aus „Spaceballs“ haben sich ebenso einen Platz in das kollektive Gedächtnis der SF-Fans in aller Welt erobert, wie ihre „Star Wars“ Vorbilder. Dies hat auch Lucas selbst erkannt, der schon länger ein großer Mel Brooks Fan ist und dessen Drehbuch dann auch höchst persönlich seinen Segen gab.

Nicht zu vergessen ist, dass Brooks auch nicht vergisst die überbordende Merchandisingindustrie aufs Korn zu nehmen, für die Lucas ja auch den Anstoß gegeben hat, indem eine Flut von Nebenprodukten zu seinen Filmen auf den Markt brachte: Während sich der Jedimeister Yoda auf der Sumpfwelt Dagobah für ein asketisches Leben ohne jeden materiellen Luxus entschieden hat ist Brooks Pendant Yogurth ein echter Kapitalist, der die blödsinnigsten Artikel zu Geld macht. Die Tatsache, dass der Film bei jeder sich bietenden Gelegenheit Werbung für seine eigenen, freilich frei erfunden, Werbeartikel macht (Spaceballs – Der Flammenwerfer, Spaceballs – Das Toilettenpapier, Spaceballs – Die Bettwäsche) ist ein genialer Schachzug von Brooks, mit der er sich über die zunehmende Kommerzialisierung des Blockbusterkinos lustig macht.
Hierzu gehört auch, dass die Filmcharaktere sich größtenteils der Tatsache bewusst sind, dass sie eben nur genau das sind – Figuren in einem Film. Mehr als einmal durchbrechen die Darsteller die sogenannte vierte Wand und wenden sich direkt an das Publikum. Während also George Lucas alles tat, um den Zuschauer in eine fremde Fantasiewelt zu entführen und sie die triste Realität vergessen zu lassen, erinnert Brooks das Publikum immer wieder daran, dass es sich letztlich nur einen Film ansieht, der in erster Linie gedreht wurde, um möglichst schnell möglichst viel Geld zu verdienen.
Brooks hält also dem Kommerz der modernen Filmindustrie, die durch die „Star Wars“ Filme in ganz neue Dimensionen vor stieß, den Spiegel vor und bringt den Zuschauer dadurch nicht nur zum lachen, sondern auch zum nachdenken darüber wie Hollywood ihm auf geradezu perfide Art das Geld aus der Tasche zieht, indem es ihm das Gefühl gibt dadurch selbst Teil jener Traumwelt zu werden, in die er sich vom Kino hat transportieren lassen.
„Star Wars“ und all die anderen populären Science-Fiction Franchises sind eben keine Ersatzreligionen, sondern durch und durch auf Kommerz gebürstete Produkte. Sicherlich besitzt gerade das SF-Genre zahlreiche politische und philosophische Bezüge, doch sollte man auch diese stets mit einem Augenzwinkern betrachten, so wie es uns Mel Brooks in seiner unvergesslichen Liebeserklärung an die Welt der Science-Fiction getan hat...


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  • Erstellt von DocArroway In der Kategorie Allgemein am 26.07.2023 18:21:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 26.07.2023 18:21
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